Risikobereitschaft von Anlegern

Die Risikobereitschaft von Anlegern ist eine wichtige Eigenschaft, um deren individuelles Anlageverhalten zu prognostizieren. In einer Studie aus dem Jahre 2010/2011 wurde untersucht, ob allgemeine Persönlichkeitsmerkmale von Anlegern auf deren Risikobereitschaft beim Kauf von Finanzprodukten schließen lassen. Die Leitung der Studie hatten auf Seite des focos-Instituts Herr Prof. Franz Nees und Frau Prof. Dr. Stefanie Regier inne.


Im ersten Abschnitt der Studie ging es um die langfristigen Einstellungen von Menschen im Bezug auf die Vermögensanlage. In der wissenschaftlichen Literatur wurden vergleichbare Themen bereits in grundsätzlicher Form behandelt, sodass die Studie in einem ersten Schritt eine Zusammenstellung der bisherigen Erkenntnisse liefert. Diese wurden anschließend speziell auf den Sektor der Vermögensanlage übertragen, um die Entwicklung eines Modells zu ermöglichen, welches das Risikoverhalten von Bankkunden bei Vermögensanlagen auf Basis allgemeiner Charakterzüge, Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Einstellungen erklärt.


Das erarbeitete Modell aggregiert 15 Konstrukte der Kategorien Risikoneigung, subjektive Risikowahrnehmung, subjektive Renditeerwartung und finanzielle Risikotragfähigkeit, die eine Einschätzung von Bankkunden hinsichtlich der Zielgröße Risikobereitschaft ermöglichen sollen.


Zur Ermittlung der relevanten persönlichkeitsbezogenen, soziodemographischen und situativen Eigenschaften sowie exogenen Einflüssen wurde im Rahmen der Studie auf Basis wissenschaftlicher Standards ein entsprechender Fragebogen erstellt, der zur Validierung des zuvor erstellten Modells genutzt werden sollte.


In einem zweiten Abschnitt soll erklärt werden, wie kurzfristige persönliche und wirtschaftliche Entwicklungen sich auf das Anlageverhalten niederschlagen. Auch dabei sollte auf etablierte Methoden der Marktforschung zurückgegriffen werden. Im Gegensatz zur Verwendung der traditionellen Verfahren in der Marktforschung wurde der Einsatz der ACBC-Methode (Adaptive Choice-Based Conjoint) erwogen, die den Anleger – wie in der Praxis üblich – zum Treffen von Trade-Off-Entscheidungen zwingt. Eine Machbarkeitsstudie brachte allerdings die Erkenntnis zutage, dass die Methode im konkreten Falle ungeeignet ist. Stattdessen erwies sich die Methode CBC-HB als eine für die Fragestellung grundsätzlich geeignete. Hieraus ergibt sich ein potenzielles Forschungsgebiet für weitere Studien, die die konkrete Einsetzbarkeit dieses Verfahren zum Gegenstand haben könnten.